Der Integrationsrat der Bundesstadt Bonn hat die Preisträger*innen seines Integrationspreises am Donnerstag, 5. Juni 2025, bekanntgegeben. Mit dem Preis würdigt und erkennt der Integrationsrat das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern oder Gruppen und Organisationen an, die sich aktiv und nachhaltig für Integration einsetzen. Der Integrationspreis ist mit 2.100 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.
Aus den in diesem Jahr insgesamt 13 eingereichten Vorschlägen und Bewerbungen entschied sich die Jury einvernehmlich, den Integrationspreis des Integrationsrates an folgende vier Preisträger*innen in Anerkennung ihres besonderen Engagements zu vergeben:
Siwan Kaya
Verein Ukrainer in Bonn - Projekt „Ukrainische Sonntagsschule Bonn“
TV Rheindorf - Projekt „Vereint Vielfalt Erleben“
Dr. Marina Kaufmann Bernado - Projekt „Das Helfersystem“ am Beethoven Gymnasium
Siwan Kaya (29) setzt sich für Integration, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Chancengleichheit in Tannenbusch ein. Durch sein Engagement in der Stadtteilarbeit, seine Beteiligung an vielen Jugendprojekten (z.B. 'Die Tannenbuscher Fußball-WM, Mitternachts-Sport) und seine Funktion als Vorbild für viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte leistet er einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des sozialen Miteinanders im Stadtteil. Besonders in Tannenbusch, einem Stadtteil mit großer kultureller Vielfalt, bringt Siwan Kaya Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen, organisiert Freizeit- und Bildungsangebote und empowert Jugendliche. Dabei setzt er sich auch gezielt gegen Ausgrenzung und Diskriminierung ein und wirbt für gegenseitigen Respekt, Toleranz und Verantwortung. Siwan Kaya überzeugt durch seine Authentizität als „Tannenbuscher Junge“, seine Nähe zu den Jugendlichen und seine Fähigkeit, sie zu motivieren und zu mobilisieren.
Die Ukrainische Sonntagsschule Bonn ist ein Bildungs- und Integrationsort für geflüchtete ukrainische Kinder und ihre Familien – getragen vom gemeinnützigen Verein Ukrainer in Bonn und gelegen im Herzen von Bad Godesberg. Mit 280 angemeldeten Schüler*innen ist sie heute die größte ukrainische Schule in Deutschland. Kinder werden sowohl vor Ort als auch online unterrichtet – in Fächern wie Ukrainisch, Literatur, Geschichte, Musik, Kunst und Ethik. Darüber hinaus erhalten sie gezielte Unterstützung beim Deutschlernen, bei Hausaufgaben und in ihrer sozialen Integration. So wird Bildung zur Brücke in ein neues Leben. Das pädagogische Team besteht aus 32 engagierten ehrenamtlichen Lehrkräften – zumeist qualifizierte Lehrer*innen aus der Ukraine. Die Sonntagsschule gibt ihnen nicht nur eine sinnstiftende Aufgabe, sondern auch die Chance zur beruflichen und sozialen Integration in Deutschland. Die Schule ist ein lebendiger Treffpunkt für die ukrainische Community und ein Ort des Austauschs mit der Bonner Stadtgesellschaft.
Als größter Fußballverein in Auerberg und Graurheindorf engagiert sich der TV Rheindorf seit Jahrzehnten für Integration, Inklusion und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Bonner Norden. Mit dem vielschichtigen Projekt „Vereint Vielfalt Erleben“ setzt der Verein gezielt auf den Sport als verbindendes Element und macht gelebte Vielfalt erfahrbar. Ziel des Projekts ist es, Vielfalt nicht nur strategisch zu kommunizieren, sondern sie auf mehreren Ebenen im Vereinsleben zu verankern. Dabei sind es die Mitglieder selbst – ob auf dem Platz, im Ehrenamt oder im Vereinsumfeld –, die als aktive Gestalterinnen und Gestalter die Initiative tragen und mit Leben füllen. Ein besonderer Fokus liegt auf der gezielten Förderung des Frauenfußballs sowie der Entwicklung eines Leitbilds, das sich an Artikel 3 des Grundgesetzes orientiert. Gerade im Bonner Norden, wo viele Menschen mit Migrationsgeschichte oder aus sozial benachteiligten Haushalten aufwachsen, möchte der Verein neue Teilhabechancen schaffen – und ihnen langfristig eine sportliche Heimat bieten.
Die Geschichte hinter dem Projekt „Das Helfersystem“ beginnt vor sieben Jahren mit der Gründung der „Internationalen Vorbereitungsklasse" (IVK) am Beethoven-Gymnasium (Schuljahr 2018/19). Die Helfer*innen sind Schüler*innen aus den drei Oberstufenjahrgängen, welche die Schüler*innen der Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) wöchentlich eine Stunde in Deutsch, aber auch fachbezogen individuell betreuen. Aktuell sind 85 Helfer*innen aktiv, die fast alle 56 IVK-Schüler*innen unterstützen. Die Helfer*innen stehen in engem Kontakt mit den Fachlehrer*innen und den IVK-Lehrer*innen, wodurch sie über ihre IVK-Stunden und ihre Zusammenhänge oft reflektieren müssen und dadurch die Fähigkeiten entwickeln, eigene Ideen und Methoden umzusetzen. Die Unterstützung durch das Helfersystem ergänzt mittlerweile den normalen Unterricht als fester Bestandteil. Die Helfer*innen lernen, sich für andere Menschen mit Verantwortung zu engagieren. Die IVK-Schüler*innen lernen die Sprache, die die Türen der Integration aufschließt. Es entstehen hierdurch Freundschaften. Die Helfer*innen, die diese Nachhilfe ehrenamtlich leisten, erhalten am Ende ihrer Schulzeit ein Zertifikat von Schule darüber, dass sie das IVK-Projekt regelmäßig unterstützt haben.
Binnaz Öztoprak, Vorsitzende des Integrationsrates Bonn, erklärt: „Der Integrationsrat der Bundesstadt Bonn würdigt in diesem Jahr das besondere gesellschaftliche Engagement der vier Preisträger*innen für unser Zusammenleben in Bonn. Ob schulische Initiative, Eröffnung von Teilhabechancen durch Mädchenfußball, muttersprachlicher Unterricht oder Empowerment von Jugendlichen durch Freizeit- und Bildungsangebote: Die ausgezeichneten Projekte unterstreichen zum einen die Wichtigkeit des Ehrenamts in der Integrationsarbeit im Stadtteil vor Ort und betonen zum anderen die unverzichtbare Rolle des ehrenamtlichen Engagements für den Zusammenhalt in Bonn. Daher bedanke ich mich im Namen des Integrationsrates der Bundesstadt Bonn für den unermüdlichen und beispielhaften Einsatz der Preisträger*innen für Integration in Bonn.“
Preisverleihung
Der Integrationspreis 2025 wird am Sonntag, 15. Juni 2025, bei „Vielfalt! Das Kultur- und Begegnungsfest der Stadt Bonn“ auf dem Bonner Markt durch die Vorsitzende des Integrationsrates überreicht.
Die Jury
2025 waren in der Jury:
Binnaz Öztoprak, Vorsitzende des Integrationsrates
Tunc Karamanli, Mitglied des Integrationsrates
Georg Goetz, Mitglied des Integrationsrates
Vitalia Medovaja, Mitglied des Integrationsrates
Dr. Ebba Hagenberg-Miliu, Journalistin
Saloua Mohammed, Sozialarbeiterin und politische Bildnerin
Aziz Acharki, Sportdirektor der Deutschen Taekwondo Union
Fragen rund um den Integrationspreis des Integrationsrates beantwortet die Geschäftsstelle des Integrationsrates: Raycho Penchev, Telefon 0228 772694, E-Mail: integrationsrat(at)bonn.de.